Bereits einige Tage vor dem Marathon traf eine Anfrage ein, unter welchen Vorzeichen oder Bedingungen denn der Marathon abgesagt werden würde. Ein langer Anfahrtsweg wäre dann problematisch. Für das Wochenende stand in den Wetterseiten im Internet der Hinweis auf erhöhte Gewitterneigung. Meine Antwort war, dass sich Gewitter nie mit Sicherheit vorhersagen oder ausschließen lassen. Wenn, dann wären diese eher nach Ende des Rennens zu befürchten. Tatsächlich hatten wir dann am Samstag auch kein Gewitter.
Was wir hatten, war ein leichter Wind , 1 -2 Bft. Beim Start war von Wellen in Iznang nichts zu spüren. Dies lag am Windschatten des Schiener Berges vor Iznang. Sobald die Paddler dann nach dem Start diesen verlassen hatten, wurden sie mit dem Wind, welcher von Süden den See vom Rhein herauf wirkt, konfrontiert. Dort herrschten maximal 3 Bft. Die Wellen waren typisch für diese Region; unter Paddlern aus dem Verein wird vom „Bermuda-Dreieck“ gesprochen. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die Wellen hier sehr kabbelig sein können. Die Sturmwarnung des Bodensees war nicht aktiviert worden, diese beginnt erst bei 4 Bft.
Wie wir dann einen Marathon durchführen, sollten wir tatsächlich Starkwindwarnung haben, das ist wirklich fraglich. Zumindest nicht auf der jetzigen Strecke, allenfalls von Radolfzell zum Bruckgraben und zurück, so hätten wir die kürzeste Seequerung, die sich dann auch gut überwachen ließe.
Trotzdem waren diese Verhältnisse für einige Paddler bereits schon grenzwertig. Es gab Abbrüche vor und auf der Reichenau auf der Nordseite. Nach der Passage des Bruckgrabens waren viele Teilnehmer von der Heftigkeit des Windes und der damit verbundenen Wellen überrascht. In Folge davon kam es zu mehreren Kenterungen. Boote ohne Spritzdecke liefen einfach voll. Ein Vierer-Outrigger konnte die Fahrt nur mit Hilfe der Wapo weiterführen. Sie hatten keine Spritzdecken und auch keine Lenzpumpe, so dass für sie die Seequerung von der Reichenau zur Höri unmöglich war. Die Notfallnummer des BKR-Marathons wurde nicht kontaktiert. Sie haben sich direkt an die Wapo gewandt, dieser ist dabei die mangelnde Absicherung der Veranstaltung durch Begleitboote negativ aufgefallen.
Tatsächlich war die DLRG mit drei Einsatzbooten in ihren Stationen Öhningen, Horn und Iznang einsatzbereit; von den Veranstaltern so beauftragt!
Daher planen wir, dass 2016 mehrere Motorboote, vor allem bei der Seequerung, die Paddler begleiten. Dies setzt natürlich auch voraus, dass die Teilnehmer über Handys verfügen, die in einer wasserdichten Hülle zur Verfügung stehen, um unsere Notfallnummer +49 175 1 200 200 kontaktieren zu können. Erst dann können die Boote auch entsprechend instruiert werden.
Dieses Jahr hatten wir erstmalig wasserbeständige Visitenkarten für eine eigens für BKR-Veranstaltungen eingerichtete Notfallnummer an die Teilnehmer ausgegeben. Bei Notfällen oder Fahrtabbrüchen soll diese Nummer kontaktiert werden. Teils wurde diese Nummer dann auch angerufen. Doch mindestens drei Abbrecher beendeten ihre Fahrt, ohne die Rennleitung darüber in Kenntnis zu setzen! So konnten wir am Ende der Zeitnahme um 16 Uhr der DLRG auch nicht bestätigen, dass alle Teilnehmer sicher angekommen sind!
Aus meiner eigenen Erkenntnis kann ich berichten, dass ich zu Beginn meiner Kajakerfahrungen sagte, auf dem Bodensee ist eine Spritzdecke wichtiger als eine Schwimmweste. Dies ist auch heute noch so, wobei ich mittlerweile erkannt habe, dass nur eine getragene Schwimmweste wirklich sinnvoll ist. Auch hier werden wir für 2016 eine Schwimmwesten-Tragepflicht einführen. Die zahlreichen Kenterungen haben dies belegt. Es muss ja niemand mehr mit der antiken Schwimmweste schwitzen; es gibt heutzutage leichte, halbautomatische Ausführungen, die dem modernen Bootsmaterial entsprechen.
Zum Thema Naturschutzgebiet Hornspitze muss bemerkt werden, dass mehrere Paddler dieses nicht beachtet und hier abgekürzt haben. Dies ist aus mehren Gründen ärgerlich. Es ist unsportlich, missachtet ein Naturschutzgebiet und zwingt uns in Zukunft, dies zu ahnden. Daher planen wir, zukünftig diesen Bereich besser mit Bojen zu kennzeichnen, Boote zu platzieren und mit Beweisfotos die Zeitstrafen konsequent durchzuziehen. Da das hier positionierte Boot zur Suche nach vermissten Paddlern abgezogen wurde, war uns eine fundierte Belegung der Verstöße nicht möglich!
Die Kennzeichnungen der Teilnehmerboote waren für die Zeitnehmer nicht immer erkennbar. Teils war die Nummer auf dem Oberdeck aufgeklebt oder sogar mehrere Nummern angebracht. Dies kann jeder nachvollziehen, der die Zielbilder durchsieht. Auch hier besteht Handlungsbedarf. Denn war dies bisher noch machbar, da die Paddler nacheinander im Ziel eintrafen, so erreichen wir im Halbmarathon 2016 wahrscheinlich eine Teilnehmerzahl von 200 Teilnehmern. Damit verdichtet sich die Zeitnahme und die bisherige Praxis ist nicht mehr möglich. Zusätzlich bereiten diese Paddler im Nachgang zusätzlichen Aufwand mit ihren Beschwerden, weil sie im Klassement nicht aufgeführt sind und nachgetragen werden müssen.
Besonders möchte ich mich bei drei Personen bedanken, ohne die dieser Marathon so nicht hätte durchgeführt werden können.
Georg Slobozian für die Voranmeldung im Internet, die Anmeldung und die Zeitnahme während des Rennens.
Matthias Zürcher für die Betreuung der Homepage, die Zeitnahme und das Einstellen der Ergebnisse nach dem Marathon auf der Homepage.
Und ganz besonders meiner Frau Petra Hassler-Mattes für all die Arbeiten rund um die Organisation vor, während und nach dem Marathon.
Auch beim KC Singen möchte ich mich für dessen Einsatz bedanken. Die zahlreichen Helfer belegen die Wertschätzung unserer Veranstaltung.
Es hat mir gefallen, dass so viele Paddler den Weg zu uns nach Iznang gefunden haben. Dies belegt, wie wichtig dieser Marathon für viele Kanuten ist. Anfahrtswege von bis zu 1000 Kilometern verdeutlichen uns dies. Nimmt uns aber auch in die Verantwortung, das Optimale zu organisieren. Gesagt werden muss, dass wir keine Profis sind, aber auch jedes Jahr dazulernen!
Der Marathon 2015 ist vorbei, der Marathon 2016 liegt vor uns. Daran arbeiten wir bereits um das Gesagte umzusetzen…
Andreas Mattes
Wanderwart des Bodensee-Kanu-Ring